Am 16. Oktober 2025 veranstaltete die Initiative „Mobilität neu denken“, unterstützt vom Verein Kultur am Regen, eine Bürgerinformation in der Gastwirtschaft Arberhütte in Reinhausen. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Interesse war enorm – ebenso groß wie die Unwissenheit über die bevorstehenden Veränderungen: baulich, finanziell und dauerhaft, mit viel Beton, Asphalt und Ampelanlagen.

Viele Bürger:innen wissen nicht, was das Projekt für sie persönlich, für die Stadt Regensburg und den Markt Lappersdorf bedeutet. Erst nach einer vertieften Information werden die zahlreichen Nachteile des dreigeteilten Verkehrsprojekts „Nordspange“ deutlich:
- Neubau der Sallerner Regentalbrücke,
- Umbau des Lappersdorfer Kreisels mit vielen Ampeln,
- 4-spuriger, autobahnartiger Ausbau der Nordgaustraße für bis zu 33.000 Kfz täglich.
Stadträte überrascht von fehlenden Informationen Anwesende Stadträte kritisierten, dass ihnen viele dieser Details nicht bekannt waren. Besonders überrascht zeigten sie sich über die geplante Vielzahl an Ampelanlagen und die komplexe Verkehrsführung. Aus dem bisherigen „Kreisel ohne Ampeln“ wird ein „Verkehrsknoten mit zahlreichen Ampelanlagen“. Dass alle, die von Norden über die B16 kommen, vor dem Einschwenken in den neuen Kreisel eine Ampel passieren müssen, war niemandem bekannt (siehe Anlage 2).
Lappersdorf: Belastungen statt Vorteile Unter den Teilnehmer:innen waren auch Lappersdorfer Bürger:innen. Für sie bedeutet das Projekt:
- Keine direkte Fahrt mehr nach Lappersdorf für von Norden über die A3 kommende Verkehrsteilnehmer:innen. Stattdessen werden sie über eine Umleitung mit zwei Ampelanlagen um den Kreisel geführt (siehe Anlage 3).
- Mehr Lärm, weniger Naherholung: Lappersdorf wird stark belastet, mit deutlich mehr Nach- als Vorteilen.
- Kein Mitspracherecht: Als Landkreisbewohner:innen dürfen Lappersdorfer:innen zwar von den Auswirkungen betroffen sein, aber rechtlich nicht für ein Bürgerbegehren in Regensburg unterschreiben. Der Marktrat von Lappersdorf muss dringend über die Nachteile aufgeklärt werden.
Kritik von Expert:innen Wolfgang Bogie (VCD) betont:
„Die Planungen aus den 1970er-Jahren haben sich selbst überholt. Sie sind extrem teuer und fallen aus der Zeit. Die Nordspange bringt viele Autos und Lastwagen mit Lärm, Feinstaub und Abgasen in die Stadt.“
Raimund Schoberer (Bund Naturschutz) ergänzt:
„Ein kleiner Stadtwald mit hunderten Bäumen muss gerodet werden. Das Naherholungs- und Naturschutzgebiet Regentalaue (FFH-Gebiet von europäischer Bedeutung) wird zerschnitten – von den Auswirkungen auf die Frischluftachse entlang des Regens ganz zu schweigen.“
Bürgerbegehren: 3.000 Unterschriften gesammelt
Das Bürgerbündnis aus über 20 Organisationen hat bereits mehr als 3.000 Unterschriften gesammelt – von 6.000 benötigten, um einen Bürgerentscheid zu erzwingen. Eine zentrale Aussage des Staatlichen Bauamts bestätigt die Fragestellung des Bürgerbegehrens: Fällt ein Teilprojekt (z. B. der Ausbau der Nordgaustraße) weg, kann das gesamte Gemeinschaftsprojekt nicht realisiert werden.
Die Auswertung der Postleitzahlen zeigt, dass über 40 % der Unterschriften aus den nördlichen Bezirken 93059 und 93057 stammen. Die Belastungen durch 33.000 Kfz täglich – Lärm, Feinstaub, weniger Naherholung – sind für die Anwohner:innen nicht hinnehmbar.
Entlastung der Amberger Straße? Zweifel bleiben
Die Prognose für die Amberger Straße sagt für 2035 eine Reduzierung des Verkehrs um 7.300 Fahrzeuge/Tag voraus. Doch selbst dann bleiben 14.600 Fahrzeuge täglich Richtung B16, Zeitlarn, Regenstauf und Chamer Straße. Eine spürbare Entlastung wäre erst bei einer Halbierung des Verkehrs zu erwarten. Die Anwohner:innen befürchten, dass der Bau der Sallerner Regentalbrücke keine Entlastung Richtung Chamer Straße bringt, sondern neue Belastungen aus Richtung Regen.
Im neuen Verkehrsknoten sollen drei neue Brücken entstehen – eine davon mit Auffahrrampe parallel zum Regen. Die bisherige relative Ruhe wäre damit vorbei.
Fazit: Die Sorgen der Bürger:innen sind berechtigt. Die „Nordspange“ wirft mehr Fragen auf, als sie Lösungen bietet.